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Carnaval en Alicante - keine Spur von Prinz und Kamelle

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So, nachdem ich mir damit schon viel zu lange Zeit gelassen habe, möchte ich heute nun endlich über Karneval in Alicante berichten. Wie ihr ja wisst, ist diese Jahreszeit für mich schon lange überlebensnotwendig. Gut also das an der Costa Blanca auch ein bisschen gefeiert wird. Zwar habe ich mir sagen lassen, dass der größte Carnaval (ja richtig, mit C und A)  in Spanien in Cadiz (Andalusien) und Teneriffa ist, aber ein bisschen in Alicante ist immer noch besser als gar nichts.

Anzeichen für den Carnaval entdeckte ich dann auch schon ziemlich zeitig. Vor meiner Sprachschule stand nämlich ein großes Zelt in dem die Grundschulen 3 Wochen über Karneval feierten. Ich nehme an, dass jeden Tag andere Klassen dort waren. Was genau sich dort abgespielt hat kann ich nicht sagen, aber ich habe viele Trommeln gehört und Luftballons gesehen. Verkleidet waren die Kinder aber dort alle nie.

Außerdem wurden die Straßen schon bald entsprechend dekoriert. So hingen Lichtergirlanden über den Straßen und auch bunte Banner, bei denen ich davon ausgehe, dass sie ebenfalls von Kindern angefertigt wurden.

CarnavalAlicante0020CarnavalAlicante0025Richtig los ging es dann am Donnerstag (Altweiber). Wir waren nur auf dem Weg zur Stammkneipe als wir auf einmal an einem Plaza vorbeikamen an dem sich sehr viele Leute scharten. Und was macht man natürlich? Man wird ebenfalls Schaulustiger und guckt zu. Und schon kamen die ersten Teufel. Allerdings nicht im Stil vom Karnevalswiertz mit viel Polyester und Bling-Bling. Nein, das ganze war eher eine Art Gaukler/Mittelaltershow. Sehr viel Folklore. Die Teufel waren Tänzer, Akrobaten, Feuerspucker und scharten sich um einen großen Brunnen. Und auf einmal leuchtete der ganze Himmel über uns. Wir dachten zunächst, dass es eine Panne wäre, ein Kurzschluss. Das irgendeine „Wunderkerze“ der Gaukler die tief hängenden „Stromkabel“ erwischt hätte. Erst einen Schreckensmoment später stellten wir fest, dass es Seile waren, an denen Feuerwerkskörper befestigt waren.
Ich sage euch, so etwas wäre ohne einen großen Sicherheitsabstand in Deutschland wohl nie genehmigt geworden. Doch in Spanien ist das wohl (bekanntlich) anders. Zwar standen dort Bomberos (Feuerwehr) und Policia, aber es gab keine Absperrung oder ähnliches.
Ich glaube aber, dass diese Aktion das Zeichen war, dass der Karneval nun richtig eröffnet ist, auch wenn ich sonst, außer ein paar Leuten, die schon verkleidet waren, nicht mehr viel davon mitbekommen habe. Wir waren nur noch kurz bei einem Art „Botellon“, an dem sich wohl die ganzen Teufel und so später versammelt hatten, aber da war es dort wohl auch schon fast vorbei. Ich habe versucht, es anhand ein paar Fotos einzufangen. Das ist mir zwar nur halbwegs gut gelungen, aber macht euch selbst einen Eindruck davon.
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Am Freitag ging es dann ruhiger zu. Wir waren lediglich kurz eine Parade gucken. Die kann man ein wenig mit den Rosenmontagszügen hier vergleichen. Es gibt viele verschiedene Gruppen (Stadtviertel, Vereine, Interessensgemeinschaften), die sich verkleiden und irgendetwas darstellen. So machen manche scheinbar auf gleichgeschlechtliche Liebe aufmerksam, andere fordern ein sauberes Alicante und andere wiederum sind einfach Asterix und Obelix und die Römer. Außerdem gab es viele südamerikanische Gruppen, die wohl in ihren Trachten dort waren. (Hier in Alicante sind doch sehr viele Hispanics). CarnavalAlicante0092CarnavalAlicante0085CarnavalAlicante0056

 

 

 

 

 

Bei der Parade gab es aber doch einige Kernunterschiede zu Deutschland. CarnavalAlicante0119
1. Die Tageszeit: Die Parade fand um 23Uhr abends statt
2. Das Wetter: es war klar und trocken, einen Faktor, bei dem man in Deutschland ja nur beten kann
3. Die Strukturierung: weniger Wagen, dafür mehr Fußgruppen, höchstens einmal ein Auto. Außerdem hatten die Fußgruppen oft so Choreographien einstudiert, oder hatten ebenfalls wieder Artisten auf Stelzen etc, dabei
4. Die Musik: es gibt keine typische Karnevalsmusik. Entweder wurde getrommelt (das erinnerte mich ein bisschen an Karneval in Rio) oder es lief einfach House- oder Partymusik
5. Kamelle, Schnäpse, Prinz etc: Gibt’s nicht! Es wird in den Zügen nichts verteilt, keine Rosen, keine Getränke, keine Süßigkeiten. Man schaut einfach nur zu. Und ach, einen Karnevalsprinzen gibt’s scheinbar auch nicht. Abschluss der Parade war hier wieder diese Gruppe mit den Teufeln und anschließend gab es wohl noch ein Konzert auf dem Plaza. Das sah aber auch sehr nach Folk-Rock oder ähnlichem aus, gucken waren wir nicht.

CarnavalAlicante0149Richtig los ging es dann am Samstag. Tagsüber wurden auf der Rambla (einer Hauptstraße hier) schon Bühnen und Biertheken, etc. aufgebaut und man sah bereits viele Kinder in Kostümen mit ihren Eltern auf den Straßen. Wir zogen aber (natürlich) erst abends wieder los. Ich war zuerst bei Freunden, ein bisschen im Wohnzimmer vorglühen und dann sind auch wir zur Rambla gegangen. Dort gab es irgendein Konzert (wieder keine Karnevalsmusik, ich würde sagen einfacher Spanischer Pop) und alle Leute waren auf den Straßen haben getrunken, gelacht und getanzt. Es hat mich sehr, sehr stark an Altweiber in Köln erinnert. Alles draußen, oder in den Kneipen. Und eben nachts und nicht tagsüber. Die ganze Stadt war voll von kostümierten Menschen. Am Hafen und am kleinen Castillo gab es wohl ein riesiges „Botellon“ (Menschen versammeln sich an einem öffentlichen Ort, aber jeder bringt sein zu Trinken selbst mit) und die ganze Stadt war eine einzige Fiesta. Ähnlich wie in Köln ist man erst draußen und dann in irgendeiner Kneipe und feiert bis in den frühen Morgen.

Ich weiß nicht genau, ob Sonntag, Montag und Dienstag auch wirklich etwas Karnevalistisches in Alicante war. Wenn ja, dann hab ich es verpasst. Der Montag war auf jeden Fall ein ganz normaler Arbeitstag und ich hatte den ganzen Tag Uni.

Mittwoch: An diesem Tag habe ich zwar nichts gemacht, da ich mir kurzfristig an Fertig-Cannelloni den Magen verdorben hatte, aber es gab wohl eine Art karnevalistische Abschlussaktivität. Ich glaube, es hieß „Beerdigung der Sardine“. Dabei handelt es sich zunächst wohl um eine Prozession durchs Viertel, alle Menschen sind schwarz gekleidet und es wird eine Sardine dabei herumgeführt. Diese wird wohl anschließend verbrannt. Vielleicht kann man es ein wenig mit der Nubbelverbrennung in Köln vergleichen, ich habe leider nichts Weiteres darüber gefunden. Wer es besser weiß, darf mir gerne berichten.

Ich glaube, ganz offiziell war das Ende dann aber auch erst am 1. März (Sonntag), aber mitbekommen habe ich davon nichts mehr. Am Mittwoch war eigentlich alles vorbei.

CarnavalAlicante0146Mein Fazit: Es war durchaus spannend Karneval oder Carnaval mal in einem anderen Land zu erleben. Zunächst einmal musste ich feststellen, dass es folkloristischer/alternativer war als im Rheinland. Zumindest, was diese Teufel, Gaukler etc betrifft, die hier wohl das Kernstück des Carnaval darstellen. Ansonsten war es auch hauptsächlich Straßenkarneval. Großveranstaltungen wie bei uns scheint es nicht zu geben.
Was ich vermisst habe, war die Musik. Ich finde karnevalistische oder kölsche Töne verleihen dem ganzen ja doch immer noch etwas Besonderes. Aber hier lief überall ganz normale Musik. Es scheint keine spezielle Musik für diesen Anlass zu geben. Wären die Leute nicht kostümiert gewesen, hätte man ebenfalls meinen können, dass es ein ganz normales Straßenfest ist.
Es hat mir zwar gefallen, aber ich weiß jetzt doch mit Sicherheit, dass ich den Karneval lieber zu Hause in Laimisch oder Köln feiere! In dem Sinne ein verspätetes Alaaf!

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